Der Untergang Eikallaueashs
Das Haus Kionshelwe gehörte seit jeher zu den Führenden der Aeldari-Welt Eikallauash. Eathériol war Matriarchin zur Zeit des Niedergangs, der dem Großen Fall vorausging. Die Kolonie befand sich am Rand des Aeldari-Reiches, hunderte Tagesreisen von den Kernwelten entfernt. Als der Verfall des Volkes der Aeldari begann, drangen Nachrichten von finsteren Kulten und unbeschreiblichen Gräueltaten nach Eikallaueash. Die Bewohner waren gewarnt, doch nur wenige nahmen die Gerüchte ernst. Und so verfiel auch diese Welt nach und nach der Dekadenz.
Das Haus Kionshelwe gehörte zu den wenigen, die an den alten Werten der Aeldari festhielten, die Wissen, Weisheit, Gemeinschaft und Aufrichtigkeit über die Befriedigung der eigenen Gelüste stellten. Doch war der Verfall nicht mehr aufzuhalten. Eathériol sah, wie viele andere, keinen anderen Weg, als zusammen mit wenigen Getreuen die Heimatwelt zu verlassen und eine ungewisse Zukunft in den weiten des Sternenmeeres und auf den fernen Jungfernwelten zu suchen. Kionshelwe besaß einige Handelsschiffe. Das größte, ToneshOriosa, ein stattlicher Fünfsegler, würde für die Reise hergerichtet.
Die Flucht des Hauses Kionshelwe
Nur wenige Tage vor dem Auslaufen musste Eathériol jedoch feststellen, dass selbst ihr Haus nicht vollständig vom Verfall unberührt geblieben war. Von finsterem Wissensdurst getrieben, hatte eine ihrer Nichten sich einem der dunklen Kulte verschrieben. Dieser Zirkel hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Ursprung der Psikräfte der Aeldari zu entschlüsseln und nach ihren organischen Ursachen zu suchen. Das Haus Kionshelwe hatte einige begabte Seher hervorgebracht und hätte ein perfektes Studienobjekt für den Kult abgegeben. Durch die Nichte, deren Name für ihren Verrat aus allen Aufzeichnungen der Familie getilgt wurde, wollte der Zirkel Zugang zur Familie erlangen und seine finsteren Absichten auf das Schiff tragen. Eathériol konnte dies nicht zulassen.
Das Ende des Aeldari-Reiches war nur noch eine Frage der Zeit. Jeder Seher, dessen Sinne noch nicht verblendet waren, konnte die unheilvollen Vorzeichen spüren, die sich sammelnden und aufbäumenden Energien im Warp, wenn auch niemand auch nur erahnen konnte, welche Ausmaße der Ausbruch annehmen würde. Eathériol drängte seine Sippe, das Schiff zu bemannen. Doch als der Neffe mit seinen Gesellen auftauchte, verwehrte die Matriarchin ihnen den Zugang.
Nicht willens, diese Zurückweisung zu dulden, griffen die Kultisten zu Gewalt. Ihre Forschungen in der Vergangenheit hatten offenkundig Früchte getragen, denn sie verfügten über psionische Waffen, wie sie auch Eathériol noch nie gesehen hatte. Er scharte die engsten Mitglieder seiner Familie um sich, jeder einzelne ein begabter Psioniker. Gemeinsam errichteten sie eine psionische Barriere vor dem Zugang zum Schiff. Doch der Warp war im Aufruhr und die Kräfte nicht zur kontrollieren. Eathériol erkannte, dass ToneshOriosa nur sicher fortkommen würde, wenn sie hier blieben und die Barriere aufrecht erhielten. So befahlen er die Abfahrt. Nur widerwillig gehorchten die Schiffsführer und setzten die silbernen Solarsegel.
Keine Sekunde zu früh hatte das Schiff abgelegt. Noch schauten die Aeldari von ToneshOriosa, voll Schmerz über das Zurücklassen ihres Patriachen, zurück auf ihre kleiner werdenden Heimatwelt, als in der fernen Tiefe des Alls das Inferno über das Reich der Aldari hereinbrach. Ein purpurnes Leuchten zuerst im fernen Zentrum des Reiches, dass sich wie ein Feuer immer weiter ausbreitete. Der gigantischen Größe des Aeldari-Reiches und der abgelegenen Lage Eikallauashs war es zu verdanken, dass ToneshOriosa weit genug entfernt war, als die psionische Schockwellen es traf. Wie ein ohrenbetäubender, schriller Schrei brach sie über die Aeldari herein. Jene, die die stärkste Verbindung mit dem Warp hatten, wurden niedergeworfen. Einige starben unter entsetzlichen Qualen, andere verloren den Verstand. Der weitaus größere Teil jedoch überlebte unversehrt bis auf eine entsetzliche Furcht in den Tiefen der Seele, die seither alle Aeldari befallen hat.
Die Reise ZarAsuryans
Zwar hatte der größte Teil der Sippe überlebt, doch mussten die Aldari feststellen, dass ToneshOriosa schweren Schaden genommen hatte. Die Mechanik der Segel war irreparabel beschädigt. Das Schiff ließ sich nicht mehr steuern und auch die Energieversorgen war auf ein Mindestes reduziert. An ein Erreichen der Jungfernwelten war nun nicht mehr zu denken. Den Aeldari blieb keine andere Wahl, als sich den Strömungen der Sonnenwinde anzuvertrauen. Auf der Suche nach Orientierung beschlossen sie, sich auf alte Werte zurück zu besinnen. Sie weihten ihr Schiff dem Andenken Asuryans, des Phönixgottes, und nannten es ZarAsuryan. Zu ihrem Anführer wählten sie einen der letzten Überlebenden des Hauses Kionshelwe, damals noch ein Knabe, dem ein Rat aus Sehern zur Seite gestellt wurde.
Jahrtausende lang trieb ZarAsuryan steuerlos durch die Tiefen des Alls. Mehr als einmal mussten seine Bewohner das Schiff, das sie mehr und mehr als ihre Heimat empfanden, gegen Gefahren verteidigen, denen es nicht ausweichen konnte. Aspektschreine wurden gegründet und eine Bürgermiliz aufgestellt. Zugleich nahm das Schiff auf seiner Reise immer wieder versprengte Aeldari auf, überlebende verlorener Weltenschiffe oder Flüchlinge in kleineren Schiffen. So wuchs nicht nur die Bevölkerung mit der Zeit an, so dass ZarAsuryan von den fähigen Kristallsängern immer weiter ausgebaut wurde, sondern das Weltenschiff umgab sich auch mit einer kleinen Raumschiffflotte, die ihm fortan zur Erkundung und Verteidigung diente.
8.000 Jahre nach dem Fall näherte ZarAsuryan sich dem Ende seiner Reise. Nunmehr zu einem achtbaren Weltenschiff herangewachsen, jedoch immer noch ohne Steuer und Antrieb, hatte es den äußersten Osten der Galaxis erreicht. Am Rande des Territoriums des jungen Volkes der Tau blieb das Weltenschiff oberhalb eines grünen, von dichten Dschungeln bedeckten Mondes liegen, der einen Gasriesen umkreiste.
Auf der Grenze zwischen dem Reich von Ultramar und dem Sternenreich der Tau gelegen, bot die Lage nahe eines großen Planeten eine relative Sicherheit, und von den Tau war keine Bedrohung zu befürchten. Von ihrer militärischen Stärke ließen die ZarAsuryani jedoch nicht ab. Nach wie vor konnte das Weltenschiff sich nähernden Gefahren nicht aus dem Weg gehen. Um so wichtiger war und ist es, mögliche Bedrohungen vorab zu kennen. Die Voraussicht des Rates der Seher in Verbindung mit einem regelrechten Spionagenetzwerk der Weltenwanderer sorgen dafür, dass ZarAsuryan stets auf dem Laufenden ist, um notfalls mit seinen Streitkräften einzugreifen, noch bevor eine Bedrohung für das Weltenschiff entsteht.